Evangelisches Gesangbuch

Das Evangelische Gesangbuch ist mehr als ein Buch für den Gottesdienst. Als Gebetsbuch versammelt es in sich Quellen evangelischer Frömmigkeit. So kann es auch als geistlicher Begleiter auf Pilgerwegen dienen.

Pilgergruppen können das Gesangbuch als gemeinsames Andachtsbuch nutzen, aus dem sie gemeinsam singen und beten. Aber auch der einzelne Pilger findet im Gesangbuch wertvolle geistliche Impulse: ein Psalm oder ein Liedtext, dem ich meditierend nachgehe; Andachten für den Morgen, den Mittag oder den Abend; Gebete für unterwegs.

Vor allem enthält das Gesangbuch natürlich Lieder und Gesänge:

  • Morgen-, Mittag- und Abendlieder finden sich ab Liednummer 437 sowie hinten ab Liednummer 681.
  • Zum Lob des Schöpfers laden die Lieder 499 – 515 und 689 – 693 ein.
  • Das Inhaltsverzeichnis des Gesangbuches bietet ab S. 35 eine nach Glaubensthemen geordnete inhaltliche Übersicht des Liedteils an.
  • Im hinteren Teil des Gesangbuches finden sich Psalmen (ab Seite 1138), aber auch einfache Andachtsformen (ab Seite 1253) zum Morgen-, Mittag- oder Abendgebet. Weitere Gebetstexte geordnet nach den Tagzeiten, nach den Wochentagen oder zu besonderen Anlässen finden Sie ab S. 1390.

Das folgende Lied von Gerhard Tersteegen ist gut geeignet, einen Pilgerweg zu strukturieren:

Gott ist gegenwärtig

1. Gott ist gegenwärtig.
Lasset uns anbeten
und in Ehrfurcht vor ihn treten.
Gott ist in der Mitte.
Alles in uns schweige
und sich innigst vor ihm beuge.
Wer ihn kennt, wer ihn nennt,
schlag die Augen nieder;
kommt, ergebt euch wieder.

Zu Beginn eines Pilgerweges geht um das Abschalten, das zur Ruhe kommen: „Alles in uns schweige“. Ich übe ein, den Alltag hinter mir zu lassen und mich in der Gegenwart Gottes wahrzunehmen. Ich darf so kommen wie ich bin. Diese Erkenntnis hilft mir, das Bedrängende und Unerledigte liegen zu lassen.

3. Wir entsagen willig
allen Eitelkeiten,
aller Erdenlust und Freuden;
da liegt unser Wille,
Seele, Leib und Leben
dir zum Eigentum ergeben.
Du allein sollst es sein, –
unser Gott und Herre,
dir gebührt die Ehre.

Auf dem weiteren Weg wende ich mich neuen Themen zu. Ein Pilgerweg lädt ein, sich über die Wichtigkeiten des Lebens klar zu werden. Was brauche ich zum Leben? Worauf kann ich verzichten?

5. Luft, die alles füllet,
drin wir immer schweben,
aller Dinge Grund und Leben,
Meer ohn Grund und Ende,
Wunder aller Wunder:
ich senk mich in dich hinunter.
Ich in dir, du in mir,
lass mich ganz verschwinden,
dich nur sehn und finden.

Ich erkenne, Gott ist nicht zu begreifen, aber ich kann mich ihm vertrauensvoll überlassen. Er ist wie die Luft, die mich umgibt, wie ein Meer, das so ohne Grund und Ende erscheint.

6. Du durchdringest alles;
lass dein schönstes Lichte,
Herr, berühren mein Gesichte.
Wie die zarten Blumenwillig sich entfalten
und der Sonne stille halten,
lass mich so still und froh
deine Strahlen fassen
und dich wirken lassen.

In dieser Gewissheit lässt sich leben. Auch angesichts aller Infragestellungen.  Rückkehr in den Alltag: Gott ist da und er wirkt, indem ich mich ihm hinhalte.